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Kapitel 3 - Behind the "Red Brick" Walls

in Wesleys Geschichte 19.03.2010 22:09
von Kiwi • Besucher | 5.827 Beiträge

Hinter den Wänden aus ‘Roten Backsteinen’

Hier war ich, weg von dem was ich kannte und in einer völlig neuen Welt. Eine Welt, die mich nicht kannte und die ich nicht kannte. Diese Welt ist der Anfang der Mitte und würde mich dahin bringen, wo ich jetzt bin.

Machen wir einen Schritt zurück und verstehen, dass zu diesem Zeitpunkt meiner Reise meine junge Seele angefangen hatte, sich selbst zu schützen und bis zu meinem Teenager-Alter habe ich mich nicht wirklich mit der dunklen Seite auseinander gesetzt und an all das erinnert, das in meinem Leben durch diese Sache passiert ist. Manche Erinnerungen sind glasklar während andere im Lauf der Zeit zusammengesetzt wurden. Sogar Erinnerungen und Informationen, die in diesem Kapitel folgen werden, hatte ich bis vor Kurzem nicht, sondern erst nach der Lektüre meiner medizinischen Akten und Berichte.

Dadurch, dass meine Mutter gegangen und auf der Flucht war hatte ich nur mich selbst und die wechselnden PflegerInnen, auf die ich mich stützen konnte. Also sah ich mich nach ein bisschen Unterhaltung um und wurde schnell zu einem Billard-Hai und der König des ‚Asteroids Game‘. Mein Leben war voller Ärzte, die an mir herum klopften, Beratern, die in meinem Kopf herumwühlten und lustigen kleinen Aufgaben. Lernkarten und Tests waren für mich normal und für die nächsten 9 Jahre würde ich mit Klischees und der üblichen nüchternen Fachsprache umgehen. Ich wurde schnell ein ‚Teil des Systems‘. Ein System, das mich unzählige Male im Stich ließ, mich aber nicht zerstören würde.

Ich verbrachte Monate über Monate in etwas, das jetzt nur eine entfernte Erinnerung für den Staat Utah ist, das Red Brick Primary Children’s Hospital. Eine entfernte Erinnerung, die er hat seit er umgepflügt und neu aufgebaut wurde. Dieses Gebäude hat einen besonderen Platz in meinem Herzen und viele meiner wahren Kindheits-Erinnerungen sind dort zu Hause. Ich besuchte die Schule, lernte das Kunsthandwerk dort genauso wie ich Hobbies fand, die mir bis heute erhalten geblieben sind. Ja, es war ein Krankenhaus und ich wurde nicht verstanden, aber es war mein Zuhause.

Als ich am Red Brick verlassen wurde, war über mich nicht viel mehr bekannt als die Informationen auf meinem ‚Anmelde’formular. „Name Wesley Chapman, Sozialversicherungsnummer xxx-xxx-xxx, Geburtsdatum 14.11.1980, Grund der Behandlung Wutanfälle“. Mich anders zu benehmen war eine Kunst für mich. Anfälle waren nur ein Teil meines Charakters und Zerstörung war mein zweiter Name. Es wurde schnell attestiert, dass ich ein ‚mit Problemen belastetes‘ Kind war und ein ‚Drogenbaby‘. Medikamente wurden wie Wasser in meinen kleinen Körper geschüttet. Ein bisschen davon für dieses und ein bisschen hiervon für jenes. Ich erinnere mich daran als Süßigkeiten. Süßigkeiten, mit denen ich mich manchmal lustig fühlte und die mir manchmal Bauchschmerzen machten.

Nicht alle dieser Medikamente wirkten noch lösten sie irgendwelche der wahren Probleme. Tatsächlich machten sie es in vielen Fällen nur schlimmer. Wenn ihr es bis jetzt noch nicht bemerkt habt, dieses Krankenhaus war kein Notfallkrankenhaus noch war es eine medizinische Fürsorge-Station. Ich erinnere mich als ob es gestern gewesen wäre, mein Zuhause, mein Zimmer, mein Stockwerk. Wenn ich meine Augen schließe, kann ich jetzt den das Zimmer perfekt zeichnen. Zwei Betten mit einer kleinen Trennwand dazwischen. Große Holzschränke auf jeder Seite des Raumes. Zwei vergitterte Fenster und dunkle Ecken, die nicht mal das helle Licht der Leuchtstofflampen überwinden konnte. Jeden Morgen wachte ich auf und hatte die blaue Baumwoll-Decke um meine Füße geschlungen und mein Baumwollvlies-Kopfkissen lag irgendwo auf dem eiskalten Fliesenboden. Meine Kommode aus hellem Holz mit ihren Unterhosen, die tatsächlich nur kleine Hände öffnen konnte. Meine Tür hatte mittig ein kleines, 30 x 30 cm großes Fenster, aus dem kein kleines Kind hinausschauen konnte und ihr kalter silberner Griff ärgerte mich jeden Morgen.

Gegenüber von meinem Zimmer war der Handwerksraum. Ein Rückzugsort von all dem Schubsen und Piesacken, das meine Kindheit prägte. Den Flur hinunter war die ‚Rezeption‘. Nach der Rezeption kam ein langer Korridor, den Ärzte und andere Mitarbeiter als Büros nutzten. Direkt gegenüber davon war ein Billardtisch und das mir vertraute Asteroids Game. Dann gab es das weiße Zimmer. Ein Zimmer mit weichen Wänden und ohne Fenster. Ein Raum, in dem ich dank meiner tollen Stimmungschwankungen von Zeit zu Zeit landete. Das war mein Zuhause.

Die Rezeption war der Mittelpunkt meines Zuhauses und der Herzschlag meiner Tage. Sie war entweder ein Ort der Freude oder furchteinflößender Entdeckungen. Wisst ihr, das war der Ort, an dem man abgeholt wurde, zum Spielen gebracht wurde, seine Medikamente bekam, schlechte Nachrichen übermittelt wurden oder von den ‚Schubsern‘ und ‚Piesackern‘ ‚untersucht‘ wurde. Meine schönsten Erinnerungen an die Rezeption sind aber runde, silberne Vierteldollarmünzen!

Vierteldollars waren für mich das, was für uns jetzt Gold ist! „Ich habe einen Vierteldollar bekommen, jetzt kann ich ALLES MACHEN!“ Für jede gute Sache, die wir machten, bekamen wir einen Vierteldollar! Das war himmlisch! Man konnte so viel bekommen für einen einfachen Vierteldollar“ Man konnte Billard spielen, Asteroids spielen, Süßigkeiten kaufen ODER man konnte seine Vierteldollars für Ausflüge sparen. Ausflüge in die 49th Street Galleria, den coolsten Platz aller Zeiten! Das war mein Himmel.

Das ist der Punkt meines Lebens an dem ich lernte, dass das Leben das ist, was du daraus machst, nicht was du bekommst. Die Ausflüge des Red Brick wurden bald mein Ventil, meine Zeit, mein Ort wo ich ein Kind sein konnte und ich fand ein Ventil, das mir bis heute erhalten blieb. Rollschuhlaufen. Die 49th Street Galleria hatte die größte Rollschuhbahn die ein Kind je gesehen hatte. Sie war endlos. Ausflüge dauerten 2 Stunden und andere Kinder verbrachten 20 Minuten auf der Rollschubahn und 30 in der Passage und teilten ihre Zeit auf andere Aktivitäten auf. Ich dagegen hätte meine gesamte Zeit damit verbringen können im Kreis zu laufen! Ich war fest entschlossen, die Bahn zu besiegen. Entschlossen zu beweisen, dass ich stundenlang Rollschuh laufen konnte ohne je hinzufallen und nie ein Rennen zu verlieren. Mein Chapman-Blut kochte eben, ich würde um keinen Preis hinfallen oder verlieren. Während ich mich erinnere, dass es so war, bin ich sicher dass ich auch mal hinfiel und ein oder zwei heiße Rennen knapp verlor.

Das Training war für mich eine Herausforderung. Ich war der Meinung, dass im Kreis fahren nicht genug sei, also fing ich an mich zu drehen, über die, die hingefallen waren hinwegzuspringen und andere Hindernisse, die ich auf der Bahn platzieren konnte. Es stellte sich heraus, dass die Bahn ein lebenslang sicherer Hafen für mich wurde und sich als Baustein für mein Leben erwies. Das Leben schien um mich zu kreisen und ich fand Wege mich darin zu drehen und darin herumzuspringen. Seit diesem Tag ist Rollschuhlaufen eine Leidenschaft. Ich habe die vierrädrigen Rollschuhe durch Rollerblades ersetzt und obwohl ich nicht mehr all das kann, was ich mal konnte, würde ich sagen ich bin in einem Rennen immer noch schwer zu schlagen!

Meine Kindheit schien quasi begonnen zu haben, aber ich vermisste etwas. Etwas großes. Eine Familie. Eine Mutter, einen Vater, Brüder, Schwestern, Cousins, Tanten, Onkel und all die Freuden und den Ärger, der mit Familie einhergeht. Ich wurde von Pflegeheim zu Pflegeheim gereicht. Manche der Heime waren nicht viel besser als das Haus meines Stiefvaters und meiner Mutter. Ich habe nur sehr wenige Erinnerungen an diese ‚Reisen’ bis auf einige wenige, die so dunkel sind wie die davor. Die Pflegefamilien, denen ich zugewiesen wurde, waren die magere Ausbeute des Systems, basierend auf meinem Alter und meiner ‚Kennzeichen‘. Es war schwer mit mir umzugehen, ich war ein zu großes unerklärliches Problem. Ich bediente Klischee um Klischee und das war eine riskante Plage für jede gesunde und glückliche Familie. Ein Freund nach dem anderen zog weiter, ein Zimmergenosse nach dem anderen kam durch diese blinde Tür, aber ich schien immer zu bleiben, ich schien gefangen zu sein.

Würde ich diesen Ort je verlassen? Würde ich diese Übereinstimmung finden, die Familie, die mich liebte? Würde ich von diesen Klischees kuriert werden? Was war falsch an mir? Das war eine riesige Belastung für ein Kind und so viele meiner Handlungen wurden dadurch aufgepeitscht. Mein Temperament wuchs und wurde schlimmer. Akten, die ich gelesen habe, behaupten, dass ich ein wirkliches ‚Problemkind‘ war. Ich war dem Untergang geweint und würde da nicht rauskommen. Ich wurde offiziell als ‚hoffnungslos‘ abgestempelt. Ich werfe denen, die mich abgestempelt haben, nicht vor, denn sie kannten die Vergangenheit nicht, wussten nichts von der Wurzel des Übels. Sie sahen einfach ein Kind, das emotional krank war und auf Liebe nicht reagierte, weil Liebe mir unbekannt war. Mehr Medikamente wurden von den Ärzten verschrieben und ähnliches. „Betäubt ihn“ ihn war das Motto. Demzufolge sind meine Erinnerungen an diese Zeit bruchstückhaft und ich habe mir mit Hilfe der medizinischen Berichte und Aufzeichnungen diese Zeit meines Lebens zusammengesetzt. Für meinen kleinen Geist war hoffnungslos nicht okay und ich kämpfte weiter. Ich lief weiter Rollschuh. Es stellte sich heraus, dass meine Hoffnungslosigkeit von zwei anderen jungen Männern auch nicht akzeptiert wurde. Junge Männer, die meine Kindheit prägten und denen ich für immer verpflichtet bin.

Ich hatte keine Ahnung, dass Gott einen Plan hatte und er damit schon in den ersten Tagen, die ich in den Mauern von Red Brick verbrachte, begonnen hatte. Sein Plan war meine Rettung und mein Weg zu einer Familie, Freunden und Leben. Von meinem ersten Tag in den Mauern von Red Brick sprachen diese lustigen Jungs mit mir, die schwarze Anzüge, weiße Shirts, dunkle Krawatten und alberne kleine Namensschildchen trugen. Sie kamen immer und sprachen mit mir darüber, ein Kind Gottes zu sein und lasen mir lustige Geschichten über Jesus, Fisch und Brot vor. Erzählten mir, dass Wunder passierten und jedem passieren können. All die Dinge, die ich glauben wollte, aber nicht verstand. Ich fühlte immer Frieden, wenn sie kamen und es war ein seltener Moment in dem ich sitzenblieb und einfach zuhörte. Sie nannten sich selbst ‚Elders from the Church Of Jesus Christ of Latter Day Saints’ oder Missionare der Mormonen.

Ich bin mit ein oder zwei Talenten im Leben gesegnet und eines ist das Geschenk des Denkens. Dieses Geschenk hat mich vorangetrieben, mich selbst zu unterrichten und Dinge zu lernen, die nicht gelehrt werden können, sondern erfahren werden müssen. Die Worte der Ältesten (Elders) ließen meinen jungen Geist denken. Während ich mich nur an wenige Details meiner Gespräche erinnere, erinnere ich mich lebhaft an das Gefühl. Ich war friedlich, ich war glücklich. Die Ältesten lehrten mich zu beten, ein Geschenk, das mich zu zahlreichen Gelegenheiten durch mein Leben begleitet hat. Ich betete sehr oft. Ihre Botschaft war nicht nur zu beten, sondern sie erklärten mir auch, dass meine Gebete gehört und beantwortet werden. Nicht immer so wie man denkt, dass es sein sollte, aber immer so wie es für Gott sein sollte. Mein Zeugnis des Gebets und unser Vater im Himmel sind meine größten Verbündeten in dauerhaftem Leben und was auf mich zukam in meinem Kampf zur Mitte.

Ich habe nie die wahren Namen dieser jungen Männer erfahren noch was sie alles taten, aber ich weiß, dass sie zwei Dinge für mich taten, die mein Leben für immer änderten. Sie gaben einem Kind Hoffnung und sie gaben mir meine Großmutter. Ihr müsst wissen, die Church of Jesus Christ of Latter Day Saints (LDS) hat ein System ausgedehnter Aufzeichnungen namens ,The Genealogy Center’ und diese Ältesten durchsuchten es und fanden die Mutter meiner Mutter, die im Gebiet von Utah lebte.

Gott hatte einen Plan, einen Plan den ich niemals verstanden oder von dem ich gewusst hätte. Während ich ein Produkt des Systems wurde hatte ich einen Kämpfer, der ein neues Zuhause schuf und eine Wand nach der anderen durchbrach, um mich zu bekommen. Ich würde bald aus den roten Ziegelstein-Mauern und von den kalten Fliesenböden befreit sein. Ich würde bald Superman-Kissen und Ninja-Puppen haben. Ich würde bald meine erste Erinnerung an Weihnachten, meine ersten Geburtstagskerzen und mein ganz eigenes, warmes Zimmer haben.
Während ich in den Mauern des Systems war, suchten und fanden die Ältesten meine Großmutter, um mich nach Hause zu bringen. Zuhause, ein Wort, das bis jetzt nur bedeutete weg von ihm, würde bald so viel mehr bedeuten.

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